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Selbstkritik oder Umkehrtechnik

Mein Porträt willst du beschreiben?
Dass ich nicht lache!
Genügt dir denn das Betrachten nicht?
Was kann deine analytische Wortklauberei bedeuten, wenn jeder Pinselstrich einen Teil meiner Lebensgeschichte preisgibt?
Ach so – du möchtest das Erleben des Künstlers ins Wort bringen!
Sein Werk sozusagen meditativ erschliessen; dem Betrachter Wort für Wort erklären, was die gekonnte Linienführung ohnehin aufzeigt.
Ganz schön mutig, um nicht eingebildet zu sagen.
Dann lass dich mal nicht aufhalten mit deinem Fabulieren.
Muss ja ungemein interessant sein, andere von ihrer eigenen Meinungsbildung abzuhalten!
Doch wer weiss, vielleicht dreht der Maler den Spiess einmal um und pinselt deine Niederschrift nach seinem Gusto auf die Leinwand, um den Leuten bildmässig darzustellen, was sie textlich vielleicht anders auslegen würden.

Kurt Haberstich
freier Autor / Schriftsteller
www.kurthaberstich.ch